OLAF IM GESPRÄCH MIT VOLLY TANNER 2008

Herzlichen Glückwunsch erstmal. Du hast ja nun endlich, nach 20 Jahren Bühnenarbeit, den Deutschen Comedypreis als bester Newcomer bekommen. Wieso hat’s denn solange gedauert?

Als Newcomer sollte man einige wichtige Kriterien erfüllen, das heißt, ein hohes Alter ist wichtig, und man sollte schon lange auf der Bühne stehen. Wichtig ist obendrein, dass man noch bei Bewusstsein, zumindest ansprechbar ist. All diese Kriterien erfülle ich.

Du wirst im Dezember 32 (!) Auftritte mit deinem Krippenspiel haben. Wie geht denn das?

Eine Verknotung des Raum-Zeit-Kontinuums. Wir verbinden den herkömmlichen Kalender mit dem Adventskalender. Dadurch gewinnen wir pro Tag eine Stunde, welche wir dann geschickt umlegen … Das ist sehr pfiffig von uns.

Da müsstest du doch steinreich sein, oder gehen die Gagen an einen guten Zweck?

Nicht einem – vielen guten Zwecken. Zum Beispiel einem guten Essen. Ich investiere auch in gutes Wetter. Ich leiste mir auch noch gute Freunde. Und damit ist der Gewinnst meist auch schon verschlünzt.

Dieses Jahr geht’s ja beim Krippenspiel um die medizinischen Aspekte des Christentums. Wörtlich wird eine Tablette zum Zäpfchen, hörte ich. Was kann die interessierte Gemeinde denn noch erwarten?

Ein dicht geflochtenes dramaturgisches Gewebe. Mehr als 21 Handlungsstränge werden zu einem roten Faden verknüpft, der allerdings grün ist. Alle biblisch relevanten Personen sind mit von der Partie: Oma Maria, Joseph, die drei Könige, Carola, der Teufel, Lazarus etc.

Denkst du, dass der Erfolg des Krippenspiels mit seiner Fundamentalkritik an Dogmen und der Sicht auf einen schlanken, gutaussehenden, lockigen Verkünder etwas mit Bushs radikalchristlicher Amtszeit zu tun hat und jetzt verfliegt?

Bushs Amtszeit war ja nicht radikalchristlich, sondern radikal bescheuert. Religiosität ist ja immer relevant – Gott sei Dank!

Letztmals traf ich dich im Leipziger Flower Power beim Dartspielen (nach einem MB-Gig). Hast du noch andere Hobbys? Viel Zeit bleibt ja bei deinem Pensum an bahnbrechenden Verkündigungen nicht.

Ich bastel’ gerne. Aufgrund fehlender Zeit aber nur kleine Sachen. Wenn ich einst in den Ruhestand transzendieren sollte, würde ich dann auch gerne größere Sachen basteln. Ein World Trade Center oder so …

Deine Band, DEKAdance, bei der du die Schlagzeugerin bist, ist ja gerade von den Toten wieder auferstanden. War’s im Himmel zu langweilig?

So ist es. Dekadance ist für die nächsten 500 Jahre mit einem Bannfluch belegt. Wir sind eine untote Band, jedes Jahr wenn die Nebel fallen, steigen wir aus unserem Proberaumsarg hinab in die Rockgrüfte von Mitteldeutschlanderde und feiern Messen.

Ab März geht’s ja auch wieder mit „Meine Kämpfe” auf Tour. Wird’s dazu ein Buch geben?

Nein. Das überlasse ich denen, die nur einen und obendrein noch sinnlosen Kampf führen. Ich führe zu viele Kämpfe, als dass sich meine Gegner fürchten müssten.

In deiner Vita las ich, du wärst verheiratet mit Carola, einer geborenen Heike. Das versteh ich nicht. Was meinst du denn damit?

Das ist eine sehr komplexe Geschichte. Ich wollte ein emanzipatorisches Fanal setzen, indem ich als Ehegatte den Vornamen meiner Frau annehmen wollte. Dieses wurde aber vom Amt untersagt. Als Zeichen des Protests nahm meine Frau dann einen ganz neuen Namen an: geborene Heike Fröbl – jetzt Carola Schubert. Behalten hat sie nur ihren Mundgeruch.

Danke fürs Interview – und weitermachen!

Selbstverständlich!

Ein weiteres aufschlussreiches Interview gibt’s hier …