GEFüHL GEWINNT 1996

  1. Ansage
  2. Manchmal
  3. Madelaine
  4. Neubaugebiet
  5. Baustelle
  6. Hotel Mensch
  7. Lauwarmer Asphalt
  8. Gefühl gewinnt
  9. Rebellen
  10. Danke

UTA MEHL SCHREIBT IM BOOKLET DIESER PLATTE:

Nun liegt es vor, das Ergebnis zweijährigen Schaffens eines Künstlers, der seine Ideale und Visionen von einer besseren Welt zu seinem Lebensinhalt erhebt.

Ist der Schubert, der uns heute gegenübertritt, noch der Alte? Der Rufer in der Wüste? Der Gegner der Finsternis? Der Vergewaltiger des Bösen? Meine Antwort lautet: JA! — und NEIN! Die Energie seiner frühen Schaffensphase ist keineswegs verlorengegangen. Nein! Eher umgeleitet.

Durch die effektvolle Bildsprache seiner Lyrik, die einer gewissen Metaphysik nicht entbehrt, entstehen in seiner Musik scheinbare Widersprüche zur Grundmetapher seiner Werke. Sicherer geworden im Umgang mit seinen Fähigkeiten, findet er zu seinem eigenen Stil.

Wo er nicht weiter weiß, helfen ihm alte Freunde: Schöne, Bier-, Gunder- und Lehmann, Mensching, van Veen, die Thalheim, Dylan und das Bohley. Schubert erkundet, „was wund in uns und was wunderbar”, er nimmt uns und auch sich nicht auf die leichte Schulter. Er hat es geschafft, sich in diesem Land künstlerisch und gesellschaftlich ins Spiel zu bringen.

In seiner Musik fließen verschiedene Elemente des Rockes, des Jazzes, des Balladesken und Liedhaften ineinander. Vielleicht könnte man sagen seine heroischen Züge haben sich verfeinert. Der Protest ist nicht mehr pauschal, sondern subtiler und filigran – also Kunst!

Er spielt in Klubs, Kulturhäusern und Betrieben. Dort testet er seine Programme. Er legt großen Wert auf die Meinung der Leute „vor Ort”, setzt sich produktiv mit ihnen auseinander. Ein beiderseitiges Geben und Nehmen.

Und er hat gute Gehilfen: Jochen Barkas an der Gitarre, Mundi-Lutz aus Minkwitz an der Mundi, Uta Mehl – Redaktion, Maren Uhlherrowa-Fotoapparate und Herr Stephan, der sich liebevoll um das das Finanzielle kümmert. Doch das Endprodukt ist und bleibt Schuberts Eigenes. Sein Anliegen und seine Programme sind seine Arbeit.

Mancher wird sich wiedererkennen und ihm Beifall spenden, denn wie kaum ein anderer versteht es Schubert zu reflektieren und seinem Publikum die Wahrheit nicht zu ersparen.

Für mich ist er der bestimmende, kritische Kopf unserer Tage: Musiker, Poet, Weltbürger, Kosmopolit, Steuermann, Freidenker, der Mann mit der Laterne – ein Diogenes, der den Großen dieser Welt zuruft: „Geht mir aus der Sonne”.

Ein unerschütterlicher Phantast und Freund – einfach Schubert.

Aufgenommen am 18. Oktober 1996 im Bärenzwinger Dresden.

NEUBAUGEBIET