OLAF IM GESPRÄCH MIT MELODIE & RHYTHMUS 2007

Erst einmal danke, dass du bei mir bist und gleich deine neue CD „Ich bin bei dir” mitgebracht hast. Warum hat es denn so lange gedauert – also, von der letzten zu dieser CD?

Nun, vier Jahre sind es, glaub ich. Dazwischen gab es aber noch eine Hördialoge-CD, und ich musste einkaufen gehen, sogar zweimal, da es keinen Meerrettich gab.

Dein Themenspektrum reicht ja von der monströsen Metallurgin über die große Politik bis hin zu demographischen Problemen. Wo findest du diese denn – auf der Straße?

Sehr richtig! Auf der Straße, aber auch in geschlossenen Räumen. Wichtig ist vorallem aber, dass ich mich auf die Suche nach Problemen begebe. Das machen die wenigsten, was wiederum selbst ein Problem ist, das ich hiermit gefunden habe.

Du bist ja nun beim Kölner Label Wortart gelandet – ist das bei denen so eine Art „Aufbau Ost”-Programm?

Es ist relativ egal, ob ich den Osten auf- oder den Westen abbaue. Wichtig ist nur, dass ich mit der CD über ein Medium verfüge, meine wichtigen Gedanken gerecht unter den Bedürftigen zu verteilen.

In „Der Prophet” besingst du dein permanentes Werkeln an der Front. Und deinen hiesigen Misserfolg. Ist es denn wirklich so schlimm – schließlich hast Du bei „Kudernatschs Kautsch” gerade zum zweiten Mal die Ehrung zum Champion bekommen?

Ach - Pokale, Preise - die Kammern bersten! Aber dieser Tand und Tinnef befriedigt mich nicht. Nein, nur dann, wenn ich mit einem Lied einen Keil in herrschende Verhältnisse, verkrustete Strukturen oder eine Beziehung treiben konnte, empfinde ich Genugtuung.

Ein weiteres Problem, welches sich beim Hören deiner Scheibe ergibt, kommt bei „Zeugt!” hervor. Kann man auf diesen schnellen Rhythmus eigentlich das Geforderte tun?

Nein, das nicht. Es ist ja nur eine Aufforderung. Direkt zum Koitus bieten sich andere meiner Lieder an. Zum Beispiel „Schalalala Erotica”!

Neben Herrn Barkas und Herrn Stephan hast du ja noch viel mehr Anhänger. Wäre bei deinem Durchblick nicht ein Schritt in die Politik konsequent?

Eigentlich ja - aber meine Waffe bleibt die Musik. Einer Breitseite meiner Gitarre oder einer meiner zündenden Verbalkartätschen können sich nur wenige entziehen.

Haben Sie schon mal aus Liebe eine Dummheit gemacht?Dein Stil, das Outfit mit dem karierten Pullover und dem Emo-Scheitel, hat ja auch eine ganze Generation von Indiepoppern beeinflusst. Wie fühlt man sich als Speerspitze einer Bewegung?

Ich weiss, das ich Maßstäbe setze. Aber natürlich möchte ich mich nicht als Schönling vermarkten lassen. Soll heißen, ich lasse mich nicht auf äußere Reize reduzieren. Aber ich weiß auch, das Auge sieht mit.

Wie geht’s eigentlich deiner Freundin, während du auf Tour bist? Hat sie einen richtigen Job?

Carola geht natürlich arbeiten, wobei ich stets darauf achte, dass sie keinen Mehrwert erwirtschaftet. Dazu wäre sie, glaub ich, körperlich gar nicht in der Lage.

Weiß deine Mutter eigentlich, womit du deinen Kühlschrank füllst – also monetär?

Selbstverständlich. Sie stopft auch meinen Pollunder, wenn es zu Gewebespliss kommt.

„Zeit für Rebellen” gehört ja mittlerweile auch zu den Tanzbodenkrachern. Meinst du, dass es mehr von dir geben sollte - Olaf Schubert in jeder Filiale der ARGE, in jedem Schreibwarengeschäft?

Was ist den ARGE? Ich kenne nur einen menschlichen Laut bei größter Anstrengung, der so ähnlich klingt – arghh! Abgesehen davon, gibt es jetzt schon ziemlich viel von mir – ich erinnere an meine handgestalteten Einlegesohlen. Weiteres, nicht nur im betroffenheitslyrischen Sektor, wird folgen.

Abschließend noch mal Dank an dich für das wunderbare Lied „Du” – ich hab’s meiner Ex geschickt. Und Dank für das interessante aufgeschlossene Gespräch?

Dies ist für mich selbstverständlich …

Was ich vergessen hatte zu fragen – musstest du dich über die Kopulationsgefährtin deines Musikanten so ereifern? Der bekommt doch Stress zu Hause. Aber im Vertrauen, bekommt man in Dresden wirklich Frauen vom Amt gestellt?

Im besonders harten Härtefall, den Jochen Barkas zweifellos verkörpert, schon. Aber auch nur für zwei Jahre ab Abholung – er kann sie zwischendurch leider nicht wieder abgeben.

Noch ein wegweisendes Interview gibt’s hier …