OLAF IM GESPRÄCH MIT DER LEIPZIGER VOLKSZEITUNG – MÄRZ 2011

Comedian Olaf Schubert arbeitet mit seiner Wortkunst an den großen Problemen der Menschheit. In einem Interview sprach der Gewinner des Deutschen Kleinkunstpreises 2010 über Inspiration, Chefs und Freunde, die man gar nicht kennt.

Was ist bei Ihren Texten Quelle der Inspiration?

Inspirierend ist alles, das kann der Vogel sein, der auf dem Baum sitzt. Das kann der Fisch im Aquarium sein. Das kann das Gespräch mit einem Freund sein, den man gar nicht kennt. Oder: Wenn ich zu Hause bin und plötzlich kommt jemand aus dem Schrank und sagt: „Du, ich war jetzt hier drei Jahre drin.” Dann werde ich mich mit demjenigen auch unterhalten. Das alles kann inspirieren.

Gibt es noch Unterschiede beim Publikum in Ost und West? Haben Sie nicht anfangs die Brüder und Schwestern im Westen verstört?

Im Gegenteil. Ich gebe mir große Mühe, mich klar und deutlich auszudrücken. Ich ziehe mich bewusst ordentlich an. Mit meinem Pullunder bin ich mehr als gut gekleidet. Ich kämme mir ordentlich die Haare, verstörend wirke ich bestimmt nicht. Große Unterschiede bei Ost und West nehme ich nicht wahr, eher zwischen Nord und Süd.

Wie reagieren Leute im Alltag auf Sie, zum Beispiel am Gemüsestand?

Zum Gemüsestand schicke ich meine Freundin Carola, weil ich mich ja mit den zentralen Aufgaben der Weltrettung befassen muss. Da kann ich mich jetzt nicht auch noch ums Gemüse kümmern.

Ist es kompliziert, aus der Rolle einer Kunstfigur herauszutreten?

Nein. Olaf ist keine Kunstfigur, Olaf ist man von früh bis abends. Wenn ich überhaupt trete, dann aus.

Haben Sie eigentlich einen Chef?

Ja, den habe ich in mir. Der Innere Olaf ist ein harter Bursche, der alles, was ich tue, durchleuchtet und hinterfragt. Er ist der solideste Gradmesser meines Handelns - ein harter Chef.

Gibt es Dinge, die Olaf Schubert nicht lustig findet?

Manchmal ist es der Tod einer Hummel, über den ich vielleicht ein Lied schreiben möchte, aber es gar nicht kann, weil ich so mitgenommen bin. Manchmal sind es private Dinge. Jedes Thema kann unter Umständen tragisch sein.

Haben Sie in Ihrer Branche Freunde?

In der Welt des Veranstaltungswesens weht doch stellenweise ein kühler Wind durch die Garderoben. Ich gehe sehr offen auf die Menschen zu, aber oft wird meine ausgestreckte Hand zurückgeschlagen. Ich werde sogar stellenweise gehänselt und dann ärgere ich auch die anderen zurück. Da lasse ich mir gar nichts gefallen.

Ist der Nachschub an Pullundern gesichert?

Das ist wahrhaftig ein Problem. Die Industrie reagiert nicht mehr. Die können nur von der Großmutter manuell und in liebevoller Arbeit von Hand erzeugt werden - bis die Stricknadel glüht.

Erschienen am 28. März 2011 in der Leipziger Volkszeitung und der Mitteldeutschen Zeitung

Ein weiteres aufschlussreiches Interview gibt’s hier …